PANDÄMONIUM GERMANICUM: LENZ IM LOOP

„Goethe! Goethe! wenn wir zusammenblieben wären.“
(J.M.R. Lenz: Pandämonium Germanicum)

Goethe? Nein, Lenz! Lenz ist der Dichter des Sturm & Drang! Was für Goethe nur eine vorübergehende Phase war, war für Lenz Mission: Kulturrevolution! Die Entzweiung von Goethe & Lenz 1776 in Weimar beendete den Aufbruch der ersten Jugendbewegung in Deutschland. Während sich die nord- amerikanischen Kolonien für unabhängig erklärten, wurde Goethe Geheimrat und Lenz wahnsinnig.

andcompany&Co. bearbeiten Lenz‘ geniale Genie-Parodie Pandämonium Germanicum: Nun spukt er in seiner Stube, schläft in seinen Büchern, duelliert sich mit sich selbst, wird von Dämonen mit barocken Fugen gequält, fliegt mit Schreibfedern übers Gebirg‘ und macht Anmerkungen übers Theater: „Ich zimmere in meiner Einbildung ein ungeheures Theater, auf dem die berühmtesten Schauspieler alter und neuer Zeiten nun vor unserm Auge vorbeiziehen sollen.“ Mal geht er durchs Gebirg‘, mal begeht er eine Eselei, mal haust er im Wald: Lenz im Loop.

So zieht der „Meteorit der deutschen Literatur“ (Goethe über Lenz) immer wieder am Himmel vorbei wie ein Komet: Seit Büchners Novelle ist Lenz der Archetyp des wahnsinnigen Künstlers, aber auch der Verzweiflung an den deutschen Verhältnissen. So spiegelt sich im Scheitern von Sturm & Drang das Scheitern der ersten Nachkriegsgeneration: „I saw the best minds of my generation destroyed by madness“ schrieb der Beat-Poet Allen Ginsberg. In Westdeutschland traf es Bernward Vesper. In seinem autobiographischen Romanessay „Die Reise“ hat der Ex-Freund von Gudrun Ensslin und  Sohn eines berüchtigten Blut & Boden-Dichters hellsichtig vorweggenommen, wie der ’sommer of love‘ verging, um im ‚Deutschen Herbst‘ zu enden. Auf Sturm & Drang folgte die Weimarer Klassik, auf APO & RAF dann 200 Jahre später Punk & Postfordismus: „Wir wollen alle Künstler sein!“ Womit wir es jedoch heute zu tun haben ist das Scheitern der business punks, der postfordistischen Konterrevolutionäre. Und der Kulturnation, die sich auf ihre Klassiker beruft als würde sie Geister beschwören. Oder Dämonen. Goethe? Nein, Lenz!

Mitwirkende

von und mit
Alexander Karschnia, Angelika Sautter, Karolina Bäter, Nicola Nord, Nikolai Plath, Reinier van Houdt, Sascha Sulimma&Co.

Bühne: Hila Peled, Noah Fischer&Co.
Ausstattung: Christine Bentele&Co.
Ausstattungsassistenz: Eva Swoboda&Co.
Licht: Gregor Knüppel&Co.
Kostüme: Frau Blau
Technische Leitung: Marc Zeuske
Bühnenbau: Jörg Fischer
Produktionsleitung: Anne Schulz
Produktionsassistenz: Marta Hewelt
Regieassistenz: Juliane Hahn

Eine Produktion von andcompany&Co. in Koproduktion mit Hebbel am Ufer, Forum Freies Theater Düsseldorf, Pumpenhaus Münster und Frascati Amsterdam.
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten.

Mit freundlicher Unterstu?tzung durch die Tanzfabrik Berlin.