Black Bismarck revisited

Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kolonialismus.
Alle Mächte des alten Europas haben sich in Berlin versammelt, um Afrika unter sich aufzuteilen. Auf Einladung Otto von Bismarcks fand im Reichskanzlerpalais die (West-)Afrika-Konferenz statt, die vor genau 130 Jahren zu Ende ging. Ihr Resultat waren die “Berliner Grenzen”: das willkürliche Ziehen von Grenzen, die bis heute bestehen und immer wieder zu massiven Konflikten führen. Zugleich feierte die “Berliner Republik” am 1. April 2015 den 200. Geburtstag des “Eisernen Kanzlers” Fürst Otto von Bismarck. Stellt sich die Frage: Was genau gibt es da eigentlich zu feiern? Die Berliner Ghostbusters von andcompany& Co. haben sich auf die Suche nach den Kolonialgeistern begeben: Straßenzüge, ja ein ganzes Stadtviertel und eine bekannte Supermarktkette werden auch heute noch, fast hundert Jahre nach dem offiziellen Ende des deutschen Kolonialismus von ihnen heimgesucht. Eine U-Bahnstation in der Nähe des ehemaligen Reichskanzlerpalais scheint das Tor zur Unterwelt zu sein: Fürst Bismarck, der in Friedrichsruh keine letzte Ruhe fand, geht dort um als ‚weißer Mann‘: Weißer Mann, was nun?

Black Bismarck revisited wurde 2015 gezeigt im Rahmen von Return to Sender
Künstlerische Positionen aus Ägypten, Äthiopien, der Demokratischen Republik Kongo, Marokko, Mosambik und Südafrika vom 6.bis 15. März 2015 / HAU1, HAU2, HAU3

Mitwirkende

Von und mit andcompany&Co.
feat. Alexander Karschnia, Nicola Nord, Sascha Sulimma&Co.
Bühne: Jan Brokof&Co.

Produktion: andcompany&Co. basierend auf der Lecture-Performance “BLACK BISMARCK previsited“ im Rahmen von Foreign Affairs / Berliner Festspiele (2012) sowie der Produktion “BLACK BISMARCK“ (2013) in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, deSingel (Antwerpen), FFT (Düsseldorf), Ringlokschuppen Ruhr (Mülheim), Theater im Pumpenhaus (Münster), gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und Kunststiftung NRW.

  • Jan Brokof

    Geboren 1977 in Schwedt/Oder. Von 1999 bis 2004 Studium der Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Bekannt wurde er mit dem Nachbau seines Schwedter Jugendzimmers im Plattenbau in der Preisausstellung des Marion-Ermer-Preises 2005. Zahlreiche Einzel- und
    Gruppenausstellungen im In- und Ausland u.a. im Folkwang Museum Essen und im Leonhardi-Museum Dresden. Seit 2010 Zusammenarbeit mit andcompany&Co., zuerst im Rahmen der in São Paulo entstandenen Theaterproduktion FatzerBraz als Performer und Bühnenbildner, dann u.a. als
    Bühnenbildner für die Produktionen Wunderkinder und Zur Sache! am DT Göttingen sowie „Der
    (kommende) Aufstand nach Friedrich Schiller“ (2012) und „Black Bismarck“ (2013). Otto-Dix-Preisträger 2012. Jan Brokof lebt und arbeitet in Berlin und wird von der Galerie Baer vertreten.

    http://www.galerie-baer.de/kuenstler/jan-brokof/

  • Alexander Karschnia

    Theatermacher und Autor, Kurator und Gelegenheitsdramaturg. Mitbegründer von andcompany&Co., wo er als Ko-Regisseur und Performer mitwirkt. Er schreibt über und für Theater, u.a. über Brecht, Müller, Schlingensief, Pollesch. Zu seinen Jugendsünden zählen die Erfindung der Frankfurter NachtTanzDemos und die Übernahme von Schlingensiefs Partei CHANCE 2000. Seine Arbeiten zwischen Wissenschaft, Kunst und Aktivismus beinhalten Lecture Performances und die Organisation von Konferenzen wie EUROPA DEN RÄTEN! an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, wo er in der ersten Spielzeit der Intendanz von René Pollesch als Dramaturg tätig war und eine Diskursreihe im Roten Salon kuratierte. Darüber hinaus ist er im Kuratorium der Stiftung KOMMUNIKATIONSAUFBAU tätig und hat den „Albert O. Hirschman Preis für Einmischung, Widerspruch und Erneuerung demokratischer Kultur“ mit ins Leben gerufen. Er ist Herausgeber der Neuausgabe von dessen Schlüsselwerk „Exit, Voice, & Loyalty“. Zurzeit organisiert er die Reihe „Denken für die Zukunft: Der Albert O. Hirschman Effekt“ im Theater im Aufbau Haus.

     

  • Nicola Nord

    Theatermacherin, Performerin und Sängerin. Nach dem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt am Main, Künstlerinnen-Stipendium bei DasArts, Amsterdam, wo sie mit dem Stück little red (play): herstory abschloss. Mitbegründerin von andcompany&Co., dort arbeitet sie hauptsächlich als Regisseurin, Co-Autorin und Performerin. Lebt in Berlin.

  • Sascha Sulimma

    Theatermacher, Music-producer, Performer und DJ. Mitbegründer von andcompany&Co., dort arbeitet er hauptsächlich als Musiker, Ko-Regisseur und Performer. Von 1998-2002 veranstaltete er Partyreihen in Clubs in Frankfurt am Main, remixt seit 2002 Brecht und Weill-Fragmente zu BRECHTBEATZ und gründete 2006 das andco.-Soundsystem. Neben den Projekten mit andcompany&Co. produziert er elektronische Musik und spielt DJ Sets. Lebt und arbeitet in Berlin.